Vagantenbühne, Charlottenburg

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Vaganten-Bühne

Vaganten, so wurden die umherziehenden Kirchenleute   des Mittelalters genannt. Und in den ersten Jahren zieht auch die Anfang 1949 von Horst Behrend und Günter Rutenborn gegründete Theatertruppe „Die Vaganten“ durch das zerstörte Berlin der Nachkriegszeit, im Repertoire christliche Stücke. Organisiert werden aber auch Lesungen und Gesprächsrunden. Auftrittsorte sind nicht selten evangelische Gemeindehäuser.

In der Steglitzer Dreieinhalbzimmerwohnung von Horst Behrendt finden Proben statt, hier werden Theaterkostüme genäht, ja selbst Ballettunterricht wird gegeben.

Als die Vaganten im April 1949 Rutenborns „Die Auferstehung“ in Zehlendorf aufführen, heißt es zu ihrer Begrüßung: „Die Träger dieses Unternehmens, Studenten und Laienschauspieler, sind zutieft von der christlichen Sendung des Theaters überzeugt.“

Eingang zum Hof der Vagantenbühne. Foto: Ulrich Horb
Eingang zum Hof der Vagantenbühne. Foto: Ulrich Horb

Die Auswahl der Stücke erweitert sich im Laufe der Jahre. Aktuelle zeitkritische Themen kommen hinzu, Vorlagen von Tennessee Williams, Jean Genet, Jean-Paul Sartre oder Wolfgang Borchert werden inszeniert. Der junge Harald Juhnke spielt bei den Vaganten.  In den Kellerräumen des Delphi-Filmpalastes an der Kantstraße findet  die Truppe 1956 ihre feste Spielstätte.

Altes Eingangsschild  der Vagantenbühne. Foto: Ulrich Horb
Altes Eingangsschild der Vagantenbühne. Foto: Ulrich Horb

Mutiges Theater zeichnet die Vaganten aus, neue Stücke und Klassiker finden ihr Publikum, das Ende der sechziger Jahre zunehmend ein studentisches wird. 1979 stirbt Horst Behrendt, seine beiden Söhne Rainer und Jens-Peter Behrend  übernehmen die Leitung der Vaganten. Rainer Behrendt, selbst Schauspieler, und mit Ingrid Keller auch Leiter des heute geschlossenen Theaters „Tribüne“, inszeniert etliche Stücke. Zuletzt, kurz vor seinem Tod 2009, kommt „Effi Briest“ auf die Bühne.  Jens-Peter Behrend, bis 1980 Redakteur des Senders Freies Berlin und später auch Drehbuchautor und Regisseur, ist seit dem Tod seines Bruders alleiniger Geschäftsführer.

Schaukasten der Vagantenbühne. Foto: Ulrich Horb
Schaukasten der Vagantenbühne. Foto: Ulrich Horb

Das  Ensemble spielt heute anspruchsvolle Komödien, Klassiker und zeitkritische Stücke. Mit großem Erfolg läuft seit 1997 u.a. „Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)“. Immer wieder gibt es auch Abende, die an die große Zeit des Kabaretts erinnern, das in den 1920er Jahren mit der „Wilden Bühne“ im Keller des benachbarten Theaters des Westens einen renommierten Aufführungsort hatte.

Vaganten Bühne Berlin, Gemeinnützige Theater GmbH, Kantstraße 12a, 10623 Berlin, Telefon: 030-312 45 29, Telefax: 030-313 34 83
info@vaganten.de, www.vaganten.de

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