Mitte August 2017 feierte „Zwiebelfisch“-Wirt Hartmut Volmerhaus ein besonderes Jubiläum: Vor 35 Jahren hatte er das kultige Lokal am nördlichen Zipfel des Savignyplatzes übernommen, einen Treffpunkt von Künstlerinnen und Künstlern, geselligen Nachbarn und politisch engagierten Menschen. Eine lange Zeit, in denen viele andere Lokale schlossen oder ihren einstigen Charakter verloren. Der „Zwiebelfisch“ bewahrte seinen Charme. Von März 2020 an war er geschlossen, die Wiedereröffnung war Ende Juli 2021.
Mit der Corona-Krise geriet auch der „Zwiebelfisch“ in schwieriges Fahrwasser. Stammgäste versuchten mit Spenden zu helfen. Zusätzlich zur Corona bedingten Schließung Mitte März 2020 hatte ein Brand Ende März einen schweren Schaden verursacht. Unbekannte hatten an der Hofseite Feuer gelegt, durch ein zerborstenes Küchenfenster drangen Flammen ins Innere des Lokals. Mit zwei Spendenkonten wurde nun einerseits Geld zum Durchstehen der Corona-Krise gesammelt , andererseits Geld für den Wiederaufbau.
Im Mai 2021 musste Hartmut Volmerhaus seine Stammgäste noch einmal um Geduld bitten: „Ihre/Eure Spenden, (nochmal tief empfundener Dank. Wir konnten die Arbeitsplätze erhalten.) machen es möglich, dass wir bald öffnen können. Wir haben noch einiges an Arbeit zu erledigen, sind auf der Zielgeraden, aber es wird noch ein wenig dauern.“ Tatsächlich dauerte es noch bis Ende Juli. Denn um den aktuellen Anforderungen zu genügen, musste der Lärmschutz verbessert werden, die Decke hängt nun niedriger. Viele Bilder und Plakate konnten gerettet werden, der „Zwiebelfisch“ sieht aus wie vor dem Brand, die Bilder, Fotografien, Plakate und Kunstwerke hängen wie gewohnt eng beieinander und fast alle an der früheren Stelle.
Nein, der Name „Zwiebelfisch“ ist kein Hinweis auf besondere Spezialitäten der Küche, obwohl auch Matjes mit Bratkartoffeln immer wieder auf der Schiefertafel mit der Speisenübersicht erscheint – neben Chili con Carne, Ratatouille oder Boulette mit Kartoffelsalat. Solide Küche eben. Der Begriff „Zwiebelfisch“ bezeichnet im Buchdruck einen einzelnen Buchstaben inmitten eines Wortes, der durch eine andere Typographie oder Farbe herausfällt – so wie im Logo des Lokals.
An den Wänden erzählen Plakate von diversen Berliner Ausstellungen, Lesungen und Ereignissen vergangener Jahre, unzählige Fotos zeigen Berliner Künstlerinnen und Künstler. So ist der „Zwiebelfisch“ selbst ein Stück Berliner Kulturgeschichte geworden, in dem man gemütlich mit Freunden auf ein, zwei oder auch mal drei Biere zusammentrifft. Und in dem die Zeit stehen geblieben scheint – bis auf die Frage nach dem Impfstatus, der hier akribisch kontrolliert wird.
Es war und ist Treffpunkt von Zeichnern, Literaten und Journalisten, von Neu- und Alt-68ern, von Studentinnen und Studenten, mit einem großen Stammpublikum, das Platz am langen Tresen oder in der kleinen Nische mit den aktuellen Zeitungen nimmt und vielen Berlin-Gästen, die hier einkehren. In wärmeren Zeiten stehen auch vor dem Lokal Tische und Stühle, dennoch empfiehlt sich für größere Gruppen eine Tischreservierung.
Zwiebelfisch, Savignyplatz 7-8, 10623 Berlin, geöffnet täglich 12 bis 6 Uhr, Telefon: +49 30 3127363, Mail: zwiebelfisch@zwiebelfisch.de , Internet: www.zwiebelfisch.de