Berlinale 2023: die 73. Ausgabe

Berlinale Palast am Potsdamer Platz. Foto: Ulrich Horb
Berlinale Palast am Potsdamer Platz. Foto: Ulrich Horb

Der Berlinale-Bär ist an den Potsdamer Platz zurückgekehrt. Vom 16. bis 26. Februar 2023  dreht sich im Zentrum der Stadt, aber auch in den Kiezen, alles um den Film. 18 Wettbewerbsfilme sind beim Festival zu sehen, davon haben 15 in Berlin ihre Weltpremiere. Welche Filme den Goldenen oder Silbernen Bären verdienen, davon können sich Zuschauerinnen und Zuschauer selbst ein Bild machen. Tickets für die Filme sind diesmal nur online über den Anbieter Eventim erhältlich. Damit entfallen die langen Wartezeiten vor dem Ticket-Counter der Berlinale.

„Teil der Berlinale zu sein, bedeutet dieses Jahr mehr denn je Stellung zu beziehen für die, die darum kämpfen, ihre Gedanken frei äußern zu dürfen“, so Carlo Chatrian Künstlerischer Leiter der Berlinale. „Und für alle, die sich in ihrer Wahrnehmung der Welt keine Beschränkungen auferlegen lassen wollen, die vorschreiben, was gesagt werden darf und muss. Das Festival zeigt Filme, die von der Welt in ihrer ganzen Versehrtheit erzählen, aber auch von ihrer grausamen Schönheit.“

Mariëtte Rissenbeek, Berlinale-Geschäftsführerin, betont die weitere Vernetzung mit der deutschen Filmbranche. „Die Zusammenarbeit mit den Kinos wird verstärkt, indem wir gemeinsam Veranstaltungen organisieren. Wir haben außerdem neue Initiativen angeschoben, die sich an das junge Publikum richten. Wir werden ausgewählte Filme aus der Sektion Generation noch breiter zugänglich machen und deutschlandweit mit Kinos und Schulen kooperieren.“

Schon in der Eröffnungsveranstaltung setzte die Berlinale ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine und gab Präsident Selenskij das Wort. In einer emotionalen Video-Botschaft rief der frühere Schauspieler  Filmschaffende und Künstlerinnen und Künstler zur Unterstützung auf. Seine Frage: „Kann sich die Kunst aus der Politik heraushalten?“ Er beschwor die Kraft der Kunst: Kino und Film könnten Barrieren überwinden, echte und ideologische. Gleich mehrere Filme befassen sich mit der aktuellen Situation, dabei ist auch  Sean Penn mit seinem herausragenden Selenskij-Porträt „Superpower“, geplant bereits vor Ausbruch des Krieges. Der Dokumentarfilm, der durch den Ausbruch des Krieges eine ganz neue Bedeutung bekam, hatte am 17. Februar Premiere.

Unter den 18 Wettbewerbsfilmen sind fünf aus Deutschland. Margarethe von Trotta steuert den Film „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“ bei. Als „Film von ungeahnter deutscher Romantik“ wird Emily Atefs „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ angekündigt. „Bis ans Ende der Nacht“ von Christoph Hochhäusler erzählt die Geschichte eines verdeckten Ermittlers als – so die Ankündigung – „subtiles Genre-Autoren-Kino“. Christian Petzold ist mit dem Film „Roter Himmel“ auf der Berlinale vertreten, zweiter Film einer Trilogie, die 2020 mit „Undine“ begann. „Music“ von Angela Schanelec , eine deutsch-französisch-serbische Gemeinschaftsproduktion,  spielt mit der Geschichte des Ödipus zwischen den Stränden Griechenlands und den Seen um Berlin.

Aus China kommen ein Animationsfilm, der in die neunziger Jahre zurückschaut, als Tradition und Moderne aufeinandertreffen, sowie der Spielfilm „Bai Ta Zhi Guang“ (Der schattenlose Turm). Der kanadische Spielfilm „BlackBerry“ erzählt die Geschichte des ersten Smartphone-Herstellers. Disco Boy, eine französisch-italienisch-belgisch-polnische Produktion erzählt die Geschichte zweier Kämpfer. „Le grand chariot“ gibt Einblicke in eine Puppenspielerfamilie, Aus Australien kommt mit „Limbo“ ein Film, der den Fall einer vor 20 Jahren ermordeten Aboriginal-Frau wieder aufgreift. Ein weiterer australischer Beitrag ist „Das Überleben der Freundlichkeit“, ein Film, der sich mit dem Kampf ethnischer Minderheiten befasst. „Mal viver“ führt in ein Hotel, geführt von fünf Frauen, mit einem alten Konflikt. Die britisch-US-amerikanische Produktion „Manodrome“ behandelt Fragen von Männlichkeit.  „Past Lives“, eine amerikanische Produktion, stellt die Geschichte der auseinandergerissenen koreanischen Kindheitsfreunde Nora und Hae Sung, die sich in den USA wiedertreffen, in den Mittelpunkt. Der französische Film „Sur l’Adamant“ blickt in eine schwimmende Tagesklinik für Menschen mit psychischen Problemen mitten in Paris. Identitätsfragen behandelt der spanische Film „20.000 especies de abejas“. Japan ist mit dem Animationsfilm „Suzume“ vertreten. Ebenfalls im Wettbewerb läuft Lila Avilés zweiter Film „Tótem“, eine Geschichte um eine Geburtstagsfeier und einen Abschied.

Offizielle Preisverleihung der Bären ist im Berlinale Palast am 25. Februar.

Berlinale Palast am Potsdamer Platz. Foto: Ulrich Horb
Berlinale Palast am Potsdamer Platz. Foto: Ulrich Horb

Jury-Präsidentin ist diesmal die US-amerikanische Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin Kristen Stewart. Die Schauspielerin hatte ihre erste Rolle bereits als Neunjährige, größere Bekanntheit erreichte sie als Bella Swan in Twilight – Biss zum Morgengrauen (2008). 2018 gehörte sie der Jury bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes an. Jetzt führte die 32jährige erstmals Regie bei einem Spielfilm.  Weitere Jurymitglieder sind Golshifteh Farahani, Valeska Grisebach, Radu Jude, Francine Maisler, Carla Simón und Johnnie To.

Nachhaltigkeit, Diversität und Teilhabe hat sich die Berlinale auf die Fahnen geschrieben, besonderes Augenmerk gilt der Situation in der Ukraine und im Iran.  Neben den Wettbewerbsfilmen sind zahlreiche Kurzfilme zu sehen, es wird Auszeichnungen für den besten Dokumentarfilm und den besten Erstlingsfilm geben. 28 Filme laufen im Hauptprogramm des Berlinale Forums. Dr. Rainer Rother, Leiter der Retrospektive und Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek, verantwortet mit seinem Team die  Filmauswahl zur Retrospektive 2023 mit dem Titel „Young at Heart – Coming of Age at the Movies“. Die Auswahl spiegelt zum einen die ganz persönlichen Lieblingsfilme zum Thema Jungsein und Erwachsenwerden der an der Retrospektive beteiligten Künstler*innen.  Zum anderen zeigt dieses Sektionsprogramm auch Filme, die „nicht unbedingt genretypisch sind, sondern vielmehr eine entscheidende Rolle für das Heranwachsen bzw. den filmischen Werdegang der an der Auswahl Beteiligten gespielt haben“, so die Ankündigung.

Mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk wird der Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Steven Spielberg von den 73. Internationalen Filmfestspielen Berlin geehrt. Zur Preisverleihung am 21. Februar 2023 im Berlinale Palast wird in Anwesenheit von Steven Spielberg sein neuestes Werk The Fabelmans aufgeführt.

Das Programmheft auf der Seite der Berlinale https://www.berlinale.de/de/programm/programmheft.html

Tickets: ausschließlich online und immer 3 Tage im Voraus jeweils ab 10:00 Uhr  Tickets für Vorstellungen am Berlinale Publikumstag (26. Februar) und in der Verti Music Hall sind ab Verkaufsbeginn am 13. Februar erhältlich.

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