Eine Leuchtschrift weist den Weg zum Schloßpark-Theater am südlichen Ende der Steglitzer Schloßstraße. Der Schauspieler Dieter Hallervorden hat das Haus im Jahr 2008 für zehn Jahre übernommen. Mit Gastspielen und jährlich sechs Eigenproduktionen ist es ihm gelungen, das renommierte Haus wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde im damaligen Dorf Steglitz vom Architekten Heinrich Gentz – nach Entwürfen von David Gilly – ein Gutshaus im klassizistischen Stil errichtet. Auftraggeber war Carl Friedrich von Beyme, Kabinettsrat für Justiz und Inneres von König Friedrich Wilhelm III. Das Herrenhaus an der Berlin-Potsdamer Chaussee, das später nach dem einem häufigen Gast den Beinamen „Wrangelschlösschen“ erhielt, wurde um 1885 vom Kaufmann Hans Heinrich Müller um ein Gebäude im Wirtschaftstrakt erweitert, der anfangs als Tanzsaal und Restauration genutzt wurde. Nach einem Umbau eröffnete hier 1921 ein Theater mit 440 Plätzen, heute das Schlosspark Theater.
Wirkliche Theatergeschichte schrieb das Schlosspark-Theater in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Boleslaw Barlog, der schon in den ersten Monaten nach Kriegsende Theateraufführungen in alten Kinosälen organisierte, erhielt vomBerliner Volksbildungsstadtrat ein Darlehen über 40.000 Papiermark, mit dem ihm die Wiedereröffnung des Hauses gelang. 1945 inszenierte Barlog Stücke von Curt Goetz (Hokuspokus) und Romain Rolland (Ein Spiel von Tod und Liebe), im folgenden Jahr feierte die junge Hildegard Knef in „Drei Mann auf einem Pferd“ ihr Theaterdebut in Steglitz. Autor Samuel Beckett inszenierte höchstpersönlich sein Stück „Warten auf Godot“.
Barlog brachte Stücke von Shakespeare, Zuckmayer, Schiller, Hauptmann und Ibsen auf die kleine Schlosspark-Bühne, mit der Wiedereröffnung des Schiller-Theaters 1951, dessen Intendanz er ebenfalls übernahm, stand ihm eine weitere größere Bühne mit 1067 Plätzen zur Verfügung. Bis 1972 inszenierte Barlog als Generalintendant der Staatlichen Schauspielbühnen Berlin mehr als 100 Stücke. Auf Boleslaw Barlog folgten Hans Lietzau, Boy Gobert und Heribert Sasse.Im Schlosspark-Theater sahen viele West-Berliner Schülerinnen und Schüler die ersten Klassiker auf einer Bühne.
Mit der Wiedervereinigung der beiden Stadthälften 1990 verfügte Berlin über eine Theaterlandschaft, die alle Bereiche abdeckte – zum Teil sogar mehrfach. 1993 fiel die Entscheidung, die Staatlichen Schauspielbühnen Berlin abzuwickeln und damit den Betrieb im Schiller- und im Schlosspark-Theater einzustellen.
Heribert Sasse übernahm das Schlosspark-Theater als Privattheater mit öffentlichen Zuschüssen. Sasseswenig innovativer Spielplan überzeugte die Besucherinnen und Besucher jedoch nicht. 2003 schrieb der Senat das Haus erneut aus. Unter der Leitung der Schauspieler Andreas Gergen und Gerald Michel kamen ab Oktober 2004 stärker Musicals und Operetten zum Zug, aber auch der Einstieg der in diesem Bereich erfahrenen Stage Entertainment (Theater des Westens) brachte keine wirtschaftliche Wende. Vom Sommer 2006 an wurde das Haus nur noch für gelegentliche Veranstaltungen genutzt.
Der Schauspieler und Regisseur Dieter Hallervorden übernahm das Schlosspark-Theater im Dezember 2008 mit einem zehnjährigen Vertrag. Er bringt unterhaltsames Sprechtheater unter dem Motto „Geist und Humor“ auf die Bühne. Neben sechs Eigenproduktionen im Jahr gibt es kürzere und längere Gastspiele. Ein eigenes Ensemble hat das Haus nicht. Der Spielplan reicht von Minna von Barnhelm bis Harold und Maude. Mit einer Bühnenfassung des Films „Honig im Kopf“ knüpfte Dieter Hallervorden aber 2016 auch an eigene Kinoerfolge an.
Schlosspark Theater
Schloßstraße 48, 12165 Berlin
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Theaterkasse Öffnungszeiten: Mo. – Sa. 1000 – 1900, So. 1400 – 1700, feiertags 1400 – 1900
Abendkasse jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn
Kasse: kasse(at)schlossparktheater.de