Kino, Theater, Musical, Jazzkeller – an der Ecke Kantstraße Fasanenstraße in Charlottenburg findet sich all das auf wenigen Metern. Das gesamte Ensemble mit dem Theater des Westens und dem Delphi-Filmpalast steht unter Denkmalschutz.
1895/96 errichtete Baumeister Bernhard Sehring, Schinkelpreisträger des Jahres 1881, auf einem von ihm für fast anderthalb Millionen Reichsmark erworbenen ehemaligen Kohlenplatz das Theater des Westens. Direkt neben dem Theater entstanden im Laufe der Jahre weitere Bauten, darunter Wohnungen und zur Fasanenstraße hin ein Konzertgarten. 1928 stellte Sehring den Delphi-Tanzpalast fertig, in dem Ende der zwanziger und Anfang der dreißiger Jahre bekannte internationale Tanz-Orchester auftraten, so etwa Teddy Stauffer mit seinen Original Teddies. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude von Bomben getroffen, 1943 endete die Ära des Tanz-Palastes.
Walter Jonigkeit (1907–2009) sorgte zwischen 1948 und 1949 für die Instandsetzung des Gebäudes und schuf darin, ausgestattet mit einem langjährigen Pachtvertrag, ein luxuriöses Kino mit 1200 Plätzen und der zu diesem Zeitpunkt größten Leinwand der Stadt. Zur Eröffnung lief „Lord Nelsons letzte Liebe“ mit Laurence Olivier und Vivien Leigh. Bis zu seinem Tod mit 102 Jahren blieb Jonigkeit, der bereits mit 27 Jahren sein erstes Kino „Kamera“ Unter den Linden eröffnet hatte, Geschäftsführer des Delphi.
Bei den 2. Internationalen Filmfestspielen in Berlin 1952 wurde das Delphi Wettbewerbskino. Im selben Jahr lief im Delphi als erstem Kino eine pausenlose 3D-Vorführung. Aber die Konkurrenz der Lichtspielhäuser gerade in Charlottenburg, der neuen West-Berliner City, nahm zu. Nicht weit entfernt öffnete der Zoo-Palast, der ab 1957 zentrales Berlinale-Kino wurde. Am Kurfürstendamm wurden weitere moderne Kinos eröffnet. 1964 kaufte der Bezirk das Grundstück des Delphi, um den Standort zu erhalten.
Das erste Forum des jungen Films der Berlinale fand 1981 im kurz zuvor modernisierten Delphi statt. Die Zahl der Plätze war auf 725 Plätze reduziert worden. 1987 erfolgte ein weiterer Umbau, 1997/98 wurden die Fassade des Delphi, die Gartenanlage und die Kaisertreppe als historischer Zugang zum Theater des Westens wieder hergestellt. Walter Jonigkeit feierte 2007 seinen 100. Geburtstag mit einer Gratis-Aufführung von Viscontis Meisterwerk „Der Leopard“.
Heute hat das Delphi 673 Sitzplätze. Zwei Filmprojektoren vom Typ Kinoton DP 75 für 35mm und das klassische 70mm-Format sorgen im Delphi bis heute für vielseitige Abspielmöglickeiten. Seit 2012 verfügt das Haus auch über Digitaltechnik. Das Delphi arbeitet mit der Yorck-Kinogruppe zusammen und setzt weiter auf ein anspruchsvolles Filmprogramm.
Delphi Filmpalast, Kantstraße 12a, 10623 Berlin-Charlottenburg
Website: www.delphi-filmpalast.de/kino/ — Kinoprogramm Reservierung: 030 / 312 10 26
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