Erst kommen die Geschäfte, dann die Kultur. Wer auf der Steglitzer Schlossstraße in Richtung Süden unterwegs ist, kommt an mehreren großen Einkaufszentren und unzähligen belebten Geschäften vorbei. Ruhiger wird es auf der Höhe des Kreisel-Hochhauses. Dort, wo die Straße scheinbar ihre Geschäftigkeit verliert, erwarten ein Theater und ein Kino die Besucherinnen und Besucher.
Vom alten Dorf Steglitz ist an der verkehrsreichen Kreuzung mit Abfahrt zur Stadtautobahn wenig zu spüren. Das alte Gutshaus Steglitz, ein prachtvolles Herrenhaus an der Berlin-Potsdamer Chaussee, das nach dem einem häufigen Gast den Beinamen „Wrangelschlösschen“ erhielt, beherbergt seit 1921 das Schlosspark-Theater. Direkt daneben liegt, erreichbar durch einen kleinen Vorgarten, das Adria Filmtheater, 1952 vom Architekten Hans Bielenberg an der Stelle der im Zweiten Weltkrieg zerstörten „Schloßpark-Lichtspiele“errichtet.
1923 waren die Schloßpark-Lichtspiele von Adolf Bellack als mit 960 Plätzen größtes Steglitzer Kino mit der Aufführung des Harald-Lloyd-Films „Der falsche Dimitrie“ eröffnet worden. 1943 musste der Betrieb eingestellt werden.
Wer das „Adria“ heute durch die Schwingtüren hinter den sechs Säulen des Vorbaus betritt, fühlt sich zurückversetzt in die fünfziger Jahre, als der Flachbau entstand. Eingeweiht wurde das Haus am 28. August 1952 vom neuen Betreiber Arthur Ludwig mit dem Schwarzweiß-Film „Tausend rote Rosen blühen“, in den Hauptrollen mit Rudolf Prack, O. W. Fischer und Winnie Markus.
Auf der rechten Seite des Eingangsbereichs befindet sich ein kleines Kassenfenster mit einer beleuchteten Preistafel, das alle Umbauten überstanden hat. Der große Kinosaal, 1952 mit 630 Plätzen eröffnet, hat nach dem letzten Umbau 2016 nur noch 276 Plätze, bietet dafür aber mit breiten, bequemen Ledersesseln vor allem ab Reihe 7 im Hochparkett höchsten Sitzkomfort, ein 4K-Projektor mit Dolby Surround 7.1 ist für die Filmqualität zuständig.
Lange Zeit behauptete sich das Adria mit gelungener Filmauswahl als „Off-Kino“. Heute gehört das Adria – wie auch der Titania-Palast im vorderen Bereich der Schlossstraße- zur Cineplex-Gruppe. Hier laufen etwas anspruchsvollere Hollywood-Produktionen, europäische Filme sowie jeden Sonntag in einer Matinee-Vorstellung der Dokumentarfilm „Berlin, wie es war“, der Ende der dreißiger Jahre gedreht wurde und das unzerstörte Berlin zeigt. Von den Nazis wurde der Film verboten, erst 1950 kam er zurück ins Kino.
Schloßstraße 48
12165 Berlin Steglitz
01805 – 050 711
(030) 792 50 50
zum Kinoprogramm (Titania / Adria)