Colosseum

Kino Colosseum
Kino Colosseum

Die Zukunft ist ungewiss. Im März 2020 musste das traditionsreiche „Colosseum“ wie alle anderen Berliner Kinos aufgrund der Corona-Pandemie den Betrieb einstellen, Ende Mai hat die „Kino Colosseum Betriebsgesellschaft mbH“ des Immobilienkaufmanns Sammy Brauner, eines Sohns des 2019 verstorbenen Filmproduzenten Artur Brauner, beim Amtsgericht Charlottenburg Insolvenz angemeldet.  Der gut zweimonatige Einnahmeausfall war nicht mehr auszugleichen. Als vorläufiger Insolvenzverwalter bemüht sich der Rechtsanwalt Sebastian Laboga, Spezialist im Insolvenzrecht,  um den Erhalt des Kinos, ein unter den Bedingungen der Corona-Krise eher schwieriges Unterfangen. 

Im September 1924 wurde in einem umgebauten früheren Straßenbahnbetriebshof an der Schönhauser Allee  ein Kinosaal mit 1000 Plätzen eröffnet. Architekt war Fritz Wilms, der vier Jahre zuvor schon am Antonplatz in Weißensee ein Wohnhaus mit Lichtspieltheater gebaut hatte.  Er nutzte eine über 70 Meter lange ehemalige Halle für den Zuschauerraum. Im umgebauten Haus im Gleimviertel liefen nicht nur Filme, die von einem dreißigköpfigen Orchester begleitet wurden, es gab auch Varietevorstellungen. 1930 übernahm die UFA das Lichtspielhaus mit inzwischen 1400 Plätzen.

Im 2. Weltkrieg wurde das Haus Lazarett, danach Wärmehalle und schließlich Spielstätte des Metropol-Theaters, dessen Haus an der Behrensstraße im März 1945 durch Bomben zerstört worden war. Am 2. Mai 1957 wurde der Kinobetrieb nach einem Umbau mit 562 Plätzen wieder aufgenommen. Das Colosseum war bis zu Eröffnung des Kinos International  an der Karl-Marx-Allee  im Jahr 1963 das Uraufführungshaus der DDR.

Nach 1989  wurde das Haus inklusive der alten Busdepots auf dem Nachbargrundstück vom Produzenten Artur („Atze“) Brauner und der Sputnik-Kinogruppe übernommen. Mitte der neunziger Jahre wurde das Gebäude saniert und um einen Neubau erweitert. 63 Millionen Mark kosteten  Umbau und Erweiterung, mit der der Baukonzern Holzmann beauftragt war. Im Dezember 1997 war feierliche Einweihung. „Krönung meines Lebenswerkes“ nannte Brauner das Colosseum. Heute sind im denkmalgeschützen Ensemble zehn Kinos untergebracht.  Insgesamt gibt es 2800 Plätze.  Das Foyer vermittelt noch den Eindruck alter Kinozeiten.

Von 1992 bis 1997 führte die Sputnik-Gruppe das Haus, danach leitet sie es gemeinsam mit der Cinemaxx AG, die mit Brauner einen Pachtvertrag über 20 Jahre abschloss.    Vehement, aber ohne Erfolg, versuchte Arthur Brauner 1998 die Pläne für ein neues Kinocenter in der nahegelegenen alten Schultheiß-Brauerei, der heutigen Kulturbrauerei, zu verhindern. Für die Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft (TLG) setzte der spätere Finanzsenator Thilo Sarrazin das Projekt durch. Die Cinestar-Gruppe wurde  dort Betreiber und zog Publikum in einer Zeit ohnehin sinkender Besucherzahlen ab. 2004 zählte das Colosseum 550.000 Besucherinnen und Besucher, Cinemaxx hatte mit 200.000  mehr kalkuliert.  Es folgte eine vorzeitige Kündigung des Pachtvertrags durch Cinemaxx, als Grund wurden Baumängel genannt. Brauner Klage blieb erfolglos. Inzwischen wird das Colosseum von der UCI-Gruppe betrieben, es kommen die jeweils gängigen Erfolgsfilme und 3D-Produktionen zur Aufführung.

UCI KINOWELT Colosseum, Schönhauser Allee 123, 10437 Berlin. Programmauskunft: 030  440 19 200, (tägl. 24 Stunden automatisch). Internet: http://www.uci-kinowelt.de/Berlin_Colosseum

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